Lukas 20 + 21 (21. – 27. März)

Die letzten öffentlichen Lehren für seine Jünger und Anhänger in Jerusalem spitzen gleichzeitig die Situation zwischen dem Messias und den Schriftgelehrten zu. Zwar nutzt Jesus immer noch Gleichnisse und Beobachtungen, um die himmlische Wahrheit zu erklären, die verwendeten Bilder sind aber überdeutlich. Die Bilder schreien geradezu.

Auf die Frage der Priester und Schriftgelehrten mit welcher Vollmacht Jesu lehre, sagt er ihnen ganz unverblümt, dass sie das eh nicht verstehen würden, da sie ja schon Johannes den Täufer nicht verstanden hätten bzw. nicht verstehen wollten.

Im nachfolgenden Gleichnis macht er das ganz deutlich. Praktisch für jeden Anwesenden ist sofort klar, dass hier von Gott die Rede ist, der seinem Volk für eine gewisse Zeit die Ländereien übergeben hatte damit sie treu in seinem Sinne wirtschafteten. Doch das taten sie nicht! Wann immer er Propheten zur Ermahnung schickte (in der Geschichte Knechte, welche die gerechten Abgaben einforderten), jagten sie diese davon. Als er seinen Sohn schickt, töten sie ihn – damit greift er den Plänen der Oberen bereits voraus, die in diesem Moment nur auf eine passende Gelegenheit warten. Die Folge wird sein, dass der Herr sein Volk nun aus dem gelobten Land vertreibt und es anderen zur Treuhand gibt. Gemeint ist damit nicht nur Israel, diese römische Provinz die innerhalb von ein bis zwei Generationen völlig zerschlagen werden wird, gemeint ist auch der Bund mit Gott, der nun an die Heiden übergehen wird. Beides ist keine Strafe Gottes, auch wenn es natürlich so empfunden wird, es ist die Folge von Verstocktheit und falschen Entscheidungen. Dass es keine Strafe ist, wird man bereits im Pfingstereignis erkennen können, ab dem tausende von Juden Jesus als ihren Christus annehmen und damit gerettet werden. Verstocktheit und falsche Entscheidungen – wieder greift Israel im Kleinen nur dem vor, was ihnen in den folgenden Jahrtausenden Milliarden von Christen gleichtun werden. Und wieder wird Gott demonstrieren, dass es ihm am Ende nicht auf die vielen falschen Entscheidungen ankommt, sondern auf die eine richtige.

Mit dem Spruch aus Psalm 118 macht er ihnen klar, das Urteil, das sie über Jesus gefällt haben und nun bald umsetzen werden, wird ihnen selbst zum Urteil werden. Auch hier wird natürlich deutlich, dass die Priester und Schriftgelehrten sowohl Jäger als auch Getriebene sind. Natürlich haben sie Jesus als ihren Messias verworfen, denn er passte so überhaupt nicht in das Bildnis, das sie sich über Generationen hinweg von ihm gemacht hatten. Sie hassten ihn, weil er ihnen den Respekt verwehrte, der ihnen ihrer Meinung nach zustand, sie hassten ihn, weil er damit ihrer Vorstellung von Treue zu Gott widersprach. Wenn du deine selbstgeschaffenen Götzen zu deinem Gott erhebst, dann passt Gott, der wahre Gott, einfach nicht mehr in deine Glaubenswelt. Und deshalb waren sie auch Getriebene, denn Gott verfolgt seinen Plan, der sich seit dem ersten Moment der Schöpfung nicht geändert hat. Gott tut dies zum einen, weil dieser Plan „sehr gut“ ist, also funktioniert, zu anderen, weil auf diese Weise jeder Einzelne zu jedem Zeitpunkt „dieser Weltzeit“ kontrollieren kann, ob er selbst noch im Plan Gottes ist. Wer nicht mehr auf Gott hört und seinen Plan verwirft, der steht außerhalb und wird früher oder später von Gott verworfen, wenn er sich nicht zur Umkehr bewegen lässt. Es gibt keinen Plan B. Gott treibt die Abtrünnigen also jetzt aus seinem Heilsbereich hinaus, treibt sie in den strengen Reden Jesu dazu an, den bereits im Geiste begangenen Verrat in die weithin sichtbare Tat umzusetzen. Der Plan A sieht vor, dass die Kinder Gottes durch das Opfer des Sohnes gerettet werden sollen, und diejenigen, die fern von Gott sind, werden Plan A wahr werden lassen. Kein Geschöpf kann sich seiner Hand entziehen!

So sind denn auch die Antworten auf die weiteren Fangfragen, die nun an Jesus gerichtet werden, nicht mehr als Belehrung, sondern als Brandmarkung des fortwährenden Irrtums zu sehen.

Auf die Frage nach Entrichtung der Steuer an den Kaiser, erklärt Jesus, dass das Reich Gottes kein weltliches Reich ist. Die Vermischung in dieser Frage, deckt daher nur das tiefe Unverständnis der Fragenden auf, ebenso die Frage, welcher der sieben Brüder denn nun im Reich Gottes mit der Frau verheiratet sein wird. Die Ehe ist der Fingerabdruck Gottes in einer weltlichen Ordnung des Fleisches, in einer Welt der endlosen Abfolge von Geburt und Tod. Im ewigen Reich Gottes, einem Reich ohne Tod, wird sie ersetzt durch die ewige Gemeinschaft der Heiligen in deren Mitte Gott selbst die Gemeinschaft begründen und erhalten wird.

Als weiteren wesentlichen Irrtum entlarvt Jesus den zu diesem Zeitpunkt gültigen Glaubenssatz, dass der Christus ein Sohn Davids sein müsse. Direkter Nachkomme Davids, das war nach der damaligen Annahme gleichbedeutend mit von adliger Herkunft, ein Herrscher in königlichen Roben. In Psalm 110 wird dagegen deutlich, dass der Messias der Herr Davids sei, also über David stehe, d.h. in letzter Konsequenz, dass der Nachkomme schon vor David König über David gewesen sei. Wenn zeitliche Abfolgen aber nicht mehr greifen und der Nachkomme gleichzeitig der Ahnherr und früherer (und späterer!) König ist, dann sind auch alle daran hängenden Vorstellungen der Menschen hinfällig; sie greifen nicht mehr. Folgerichtig sind auch Menschen, die ihren Glauben von den Reden dieser selbsternannten Lehrer abhängig machen auf dem Irrweg. Das Verhalten der Schriftgelehrten in der Öffentlichkeit, der auch ihren Charakter offenbart, beweise, dass ihre Lehre eine Weltliche sei, die das Himmlische nur vortäusche.

Er nennt dabei die Witwe, die gerade eben alles was sie zum Leben besaß in den Opferkasten gegeben hatte – im weltlichen Maßstab lächerlich im Vergleich zu den großzügigen Spenden der Reichen, als Gegenbeispiel für Demut und Vertrauen. Gott durchschaut die Taten der Menschen und misst ihnen ihren wahren Wert zu.

Als weiteres Beispiel für die Unterscheidung zwischen irdischer Realität und himmlischer Wahrheit nennt er die Pracht des von allen Juden geliebten und verehrten Tempels. Dessen Tage seien gezählt, dieser irdische Tempel würde ihnen genommen werden. Natürlich möchte Jesus mit Witwe und Tempel den Blick vom Äußeren auf das Innere lenken, doch die anwesenden Gläubigen können in diese Richtung nicht denken und beziehen seine Prophezeiung auf den Tag des Gerichts und fragen nun genau danach.

Zum Abschluss seiner Lehrtätigkeit geht er darum auch auf das Gericht ein:

Er redet vom Auftauchen falscher Propheten, die das Wort zum eigenen Nutzen verkünden werden, von Kriegen unter den Nationen, Katastrophen unter den Menschen, in der Natur, ja der gesamten Schöpfung. Er warnt davor, dass die Ungläubigen, die dann die Macht haben die Gläubigen für das Unglück verantwortlich machen werden und dass er bzw. der Geist Gottes dann bei den Seinen sein wird um ihnen die richtigen Worte in den Mund zu legen. Zum Höhepunkt dieser Entwicklung wird sich die gesamte ungläubige Welt gegen Jerusalem erheben. Der gesamte Weg bis zum Ziel ist bereits vorgezeichnet.

Es wird viel diskutiert, wie viel dieser Prophezeiungen bereits eingetreten sei, auch wie viel der Offenbarung des Johannes bereits eingetreten sei. Ich halte solche Diskussionen für akademisch. Es gab zu allen Zeiten Kriege und Katastrophen, seit David und Salomo wurden Jerusalem und der Tempel mehrfach aufgebaut und – zuletzt etwa im Jahr 70 n.Chr. – wieder zerstört. Wir müssen aufhören unsere kleinlichen Maßstäbe und Konzepte der Zeit auf den Plan Gottes anzuwenden. Das Gericht begann am Tag der Schöpfung und endet mit deren Ende. Wir werden die Zusammenhänge erst zu verstehen beginnen, wenn wir in seiner Gegenwart sind und – hoffentlich – hinter dem Christus und nicht vor ihm stehen. Wir sollten schleunigst begreifen, dass jeder einzelne Tag ein sichtbares Zeichen seines Wirkens, seines Gerichts aber auch seiner Gnade ist – jeder Tag, jeder Moment, jedes Ereignis.

Insofern meint Zerstörung des Tempels, dass das Glaubensbild, die Glaubensgewissheit, die jeder Gläubige in seinem Herzen trägt an irgendeinem Punkt bis ins Mark erschüttert werden wird, ebenso natürlich auch das Glaubensbild, das die Gemeinde als Einheit zusammenhält. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass wir mit Bildern arbeiten – weil eben unser Verstand nur mit Bildern funktioniert – und dass diese Bilder immer nur bis zu einem bestimmten Punkt halten werden, ehe sie wieder zu Staub zerfallen.

In diesem Punkt unterscheiden sich unsere Glaubenskonzepte nicht von den Konzepten von Staatsführung und Nationen: Auch die Kirche als weltliche Organisation kann von innen korrumpiert oder von außen angegriffen und so zerstört werden. Doch sie löst sich dann nicht in ein Vakuum auf, muss sich nicht neu erfinden, sie fällt dann zurück auf das Wort Gottes, auf ihren Ursprung.

Am Ende der weltlichen Kirche, am Ende all unserer (gescheiterten) Konzepte über Glauben steht Christus, der auch bereits an ihrem Anfang stand. Darum ruft uns Jesus zu: Wenn ihr das (Ende) erkennt, dann richtet eure Augen zum Himmel – richtet eure Augen auf mich!

Jesus schließt den Unterricht mit der Mahnung zur Wachsamkeit. Gott sendet uns unaufhörlich Zeichen seiner Macht und seiner Gnade, doch wir müssen stets bereit sein, sie auch zu erkennen.

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