Teil 2: Aber wenn alles eins ist, warum braucht’s dann überhaupt drei dafür?

Die Notwendigkeit ergibt sich für Gott aus seiner Art, den Menschen nachzugehen. Es genügt ihm nicht, von uns zu fordern, zu ihm zu kommen; er will uns dabei helfen. Und es begründet sich aus dem Bilderverbot in den 10 Geboten:

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern, unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“ (Ex 20, 4-5)

Gott verbietet uns Bildnisse zu schaffen, die wir dann anbeten. Zum einen sind unsere Vorstellungen immer unvollständig, oft sogar falsch, zum anderen erreicht ein Bild immer nur einen Teil dieser großen, welt- und zeitumspannenden Gemeinschaft der Kinder Gottes. Sie begründet also nicht eine Gemeinschaft, sondern viele konkurrierende Gemeinschaften. Das ist nicht das, was Gott im Sinn hat.

Allerdings weiß der uns nachgehende Gott aber auch, dass der menschliche Verstand nur mit Bildern funktioniert. Das heißt, wenn wir mit Gott reden, werden wir uns unter dem Begriff „Gott“ immer etwas vorstellen. In Vater, Sohn und Heiliger Geist autorisiert Gott damit drei Bilder, die auf alles passen, was Menschen sich unter dem Begriff „Gott“ vorstellen könnten.

Da ist der Vater, der Schöpfer, der Bewahrer. Er steht außerhalb der Schöpfung, weil er sie ja gemacht hat. Aber alles in der Schöpfung ist trotzdem mit ihm verbunden, denn es ist ja von ihm geschaffen. Den Vater kann ich somit als ferne, allmächtige Gottheit, aber auch als mich liebende und beschützende Person, aus der ich komme, empfinden.

Da ist der Sohn, er hat ein menschliches Antlitz. Der Sohn ist quasi wie ich, hier kommt Gott auf Augenhöhe,. Der Partner-Gott, der Kumpel, aber auch der Lehrer – jemand zum Anfassen. Überall wo ich Gemeinschaft suche, kann ich mit Jesus reden, denn der Sohn ist der Begründer und damit das Zentrum der Gemeinschaft.

Und der Heilige Geist? Der wird dann verständlich, wenn ich die Gemeinschaft als einen Körper mit Jesus als dessen Haupt empfinde. Paulus benutzt unter anderem auch dieses Bild für Kirche. Dann sind alle Gläubigen Glieder dieses Körpers und Jesus ist der Kopf, der diesen Körper steuert. Der Geist ist dann die Kraft, die diesen Körper durchdringt, die ihn zu einer lebendigen Einheit zusammenbringt und zusammenhält. Der Geist verbindet Kopf und Glieder. Wenn der Kopf den Gliedern etwas zu tun heißt oder erklären möchte, so tut er das über den Geist, wenn die Glieder dem Kopf etwas mitteilen möchten, so tun sie das über den Geist. Wer Kirche als Körper Christi empfindet, für den ist der Heilige Geist der Kommunikator. Der Heilige Geist ist wahrscheinlich die am schwersten fassbare Wesenheit dieses Gottes, aber für alle, die sich vor allem als Glieder begreifen, ist er unverzichtbar und hierfür das geeignete und offiziell von oben autorisierte Bild.

Die auf dieser Seite häufig verwendete Anrede „Papa“ ist eine Koseform für Vater. Papa steht für mich als Synonym für Daheim, Sicherheit, Geborgenheit, mein Ursprung und mein Ziel, wobei die letzten beiden Begriffe auch den Aspekt des Schöpfer-Gottes erfassen, von dem ich komme und zu dem ich am Ende auch wieder zurückkehren werde. Dieses Bild hat sich mir am tiefsten eingeprägt, auch wenn ich diesen Gott ebenso als Zentrum meiner Gemeinschaft – meine Familie vor Gott – als Lehrer und Partner, als auch als Kommunikator, das „rote Telefon“ zwischen uns erfahre.

Vater, Sohn und Heiliger Geist decken somit alle Vorstellungen ab, die wir uns von Gott machen können, sie bewahren und fördern so die Gemeinschaft, sie führen zusammen, was der Mensch mit seinen Bildern trennen würde.

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