„Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.“ (Mt 5, 8)
Die Bergpredigt ist das Herzstück von Jesu Lehre. Wenn wir die Verse der Seligpreisungen durchzählen, kommen wir auf die Zahl 10. Es ist sicher kein Zufall, dass diese Zahl mit der Zahl der Gebote im Alten Bund übereinstimmt.
Wir hatten es in diesem Blog schon davon, dass die Zehn Gebote so etwas wie eine Verfassung für die Kinder Gottes darstellen. Es ist für uns kein Strafgesetzbuch mehr, bei der jede Übertretung sofort zur Verdammnis wegen Vertragsbruchs führt, es ist ein Werte-Canon.
Jesus erklärt nun in den Seligpreisungen, wie Menschen sind, die sich mit ganzem Herz und ganzer Seele und mit aller Kraft innerhalb dieses Wert-Canons aufhalten: Selig.
Selig, denn ohne, dass sie etwas tun, nur, weil sie so sind, wie sie sind, sind sie Bürger des Himmelreichs. Alle hier genannten Eigenschaften, zu denen auch Armut und Trauer gehören, sind Gaben Gottes, in allen diesen Eigenschaften steckt der Segen Gottes. Die Gesamtheit dieser Eigenschaften hält solche Menschen sicher innerhalb des genannten Werte-Canons; die Seligen erfreuen sich einer engen und sicheren Verbindung zu ihrem Gott.
Jesus spricht hier zu Juden. Ich denke, er hat ihnen die Seligpreisungen bewusst als Gegengewicht zu den Zehn Geboten genannt. Viele – insbesondere Schriftgelehrte und Pharisäer – waren stolz darauf, stets alles zu tun, was die Zehn Gebote und das übrige Gesetz von ihnen forderte. Jesus sagte ihnen nun: Es kommt nicht darauf an, was ihr tut, sondern wie ihr seid. Auch wenn andere es vielleicht nicht sehen, Gott sieht, wie es um euer Herz beschaffen ist und ihr solltet eure Einstellung zum Leben und zum Nächsten ändern, um in allen genannten Punkten selig zu werden. Demut heißt für Christen, dass auch wir genau dieselben Eigenschaften in uns stärken sollen.
Und was ist, wenn ich nur einen Teil der genannten Eigenschaften erfülle (was der Regelfall sein dürfte)? Dann erfüllt Jesus die übrigen für mich. In Jesus zu bleiben bedeutet, dass ich mir stets bewusst bin, dass ich einerseits auf ihn angewiesen bin und deswegen immer auf ihn schauen sollte, andererseits aber auch, dass ich mir stets bewusst bin: Er schaut auch auf mich und hält mich. Solange ich in Christus bleibe, bleibt er in mir.