„Der HERR segne dich und behüte dich! Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!“ (Num 6, 24-26)
Heute geht es um einen besonders schönen Abschnitt: Wie ist das eigentlich geregelt, wenn ein Israelit über den „normalen“ Bund hinaus sein Leben für eine bestimmte Zeit ganz dem Herrn, seinem Gott, weihen möchte?
Ein Mensch, der sich dazu entschließt, entschließt sich gleichzeitig, für diese Zeit der Welt, ihrem Treiben, ihrer Hektik, ihrer Sündhaftigkeit zu entsagen. Äußeres Zeichen für einen Israelit zur Zeit Moses war, dass er aufhörte sich die Haare zu schneiden, Haupt- und Barthaare. Langes Haar war ein Zeichen von Abhängigkeit, von Unfreiheit, Unordnung. Ein Mann mit langem Haar gehörte einfach nicht mehr dazu. Weiter gehörte zur Weihe der Verzicht auf Essig und alkoholische Getränke, sowie auf alles was von Trauben gemacht werden kann, also auch Saft, Kerne, Haut usw. Schließlich musste er sich von allem fernhalten, was ihn unrein machen könnte, also z.B. von Toten. Wenn nun plötzlich ein Familienangehöriger starb und sich sonst niemand drum kümmern konnte, so konnte der Nasiräer, die Weihezeit unterbrechen und nach einer Übergangszeit der Reinigung und einem Sündopfer von vorne beginnen. Sündopfer? Klar, er hatte ja seinen Eid gebrochen. Das Opfer war aber sehr geringwertig: zwei Turteltauben – eine als Sünd-, eine als Brandopfer. Danach begann die Weihezeit von neuem mit Tag 1. Auch die Opfer, die am Ende dieser Zeit gebracht werden sollen, sind genau aufgezählt. Was nun aber ein Nasiräer während dieser Zeit tun soll, ist hier nicht überliefert. Ich vermute aber, dass Gott sich des Nasiräers ziemlich schnell persönlich angenommen hat.
Von Paulus ist bekannt, dass er ebenfalls mindestens eine solche Weihezeit durchlebt hat, somit ist eine solche Nasiräerzeit auch für Christen möglich, wobei ich mich frage, was für Christen der Sinn dabei ist, denn das endgültige und letzte Opfer für Christen ist Jesus Christus, Christen opfern im Sinne des Alten Testamentes (zur Erhaltung bzw. Erneuerung des Bundes mit Gott) nicht mehr. Die Sache mit den Haaren hat sich heutzutage erledigt – von kahl bis knielang ist gesellschaftlich alles akzeptiert und normal. Der Verzicht sich zu berauschen, könnte für manche schon schwieriger werden.
Nichtsdestotrotz möchte ich dich ermutigen, dein Leben Christus zu weihen. Damit ist nicht die offizielle Priesterweihe, sondern eine private Abmachung zwischen dir und deinem Herrn gemeint, ein Zeitabschnitt, in dem du Christus ganz bewusst aufforderst, dich zu leiten und in der du ganz gezielt immer wieder die Stille suchst, um in dich hinein zu hören, um deinen Herrn zu hören. Es macht einen spürbaren Unterschied, glaube mir! Ein bewussteres Wahrnehmen dieses von Gott gegebenen Lebens könnte durchaus auch die Einstellung zu Genussmitteln oder dem Konsumwahn allgemein verändern. Gott hat die Angewohnheit, Menschen, die sich ihm wirklich und von ganzem Herzen hingeben, von ihren Zwängen (die Bibel nennt das „Götzen“) zu befreien. Manche werden auf dem Weg zu Gott erstmals in ihrem Leben sich selbst finden. Einige werden eine innige Freundschaft mit unserem Herrn entwickeln, die ihnen guttut und diese Weihezeit auf ewig verlängern wollen, denn sie ist kein Verzicht, sie ist ein Gewinn.