1. Korinther 1 + 2 (2. – 5. August)

Während seiner dritten Missionsreise schrieb Paulus diesen ernsten Brief an die Gemeinde in Korinth. Hintergrund waren zum einen verschiedene Fragen aus der Gemeinde, die an ihn herangetragen wurden als auch Streitereien über den Hirten. In der Tat hatten sich unter den Gläubigen von Korinth regelrecht Parteien gebildet und jede vertraute einem anderen Anführer.

Wie es in seinen Briefen üblich ist, grüßt er zunächst die Gemeinde in Korinth aber auch alle anderen Menschen, welche die Gemeinschaft bilden in der Gnade unseres Herrn. Dann dankt er Gott für diese Gemeinde und all die Gnade, die er ihr geschenkt hat.

Ab Vers 10 ermahnt er die Gemeinde aber wegen der Spaltungen in ihr, denn es gebe Gruppen, die sich zu ihm bekannten, andere zu Apollos oder zu Petrus und wieder andere (ganz richtig!) zu Christus.

In der Tat ist es so, dass jeder Christ – was immer er tut – dies im Namen seines Herrn tut. Natürlich verkündigen wir und taufen wir im Namen des Herrn, aber ein Christ hat sein Leben an seinen Herrn abgetreten, weil er dafür ein besseres erhalten hat. Natürlich geht es hier in dem Kontext des Briefes zunächst mal „nur“ um den Glauben und die Nachfolgerschaft und der Tatsache, dass wir eben Christus nachfolgen und nicht irgendeinem Apostel, auch nicht Petrus, dem Oberhaupt der Apostel oder dessen Nachfolger, dem Papst, auch nicht irgendeinem Kardinal, Bischof, Pfarrer, Diakon oder sonstigem besonders charismatischen Mitarbeiter in unserer Gemeinde – denn auch diese alle folgen Christus nach. Diese alle haben genau denselben Lehrer wie alle Christen. Deshalb ist es auch egal, wer gerade durch Gott berufen ist, das Evangelium im Namen unseres Herrn zu verkünden. Wer auch immer in diesem Moment von Gott als Boten gewählt wurde, es zählt nur die Botschaft und der eigentliche Absender derselben.

Doch über das in Worten verkündete Evangelium hinaus sind Christen sich bewusst, dass sie selbst mit allem was sie in dieser Welt verkörpern und tun Teil dieses Evangeliums sind. Die Art wie Eltern ihre Kinder erziehen, repräsentiert das Evangelium (oder eben nicht!), die Art wie wir unsere tägliche Arbeit verrichten oder wie wir mit unseren Mitmenschen (Freund oder Feind, Reicher oder Armer, Sesshafter oder heimatloser Flüchtling) begegnen soll Ausdruck eines Evangeliums sein, in dem Gott die Menschen befreit, indem er sie durch Tod und Auferstehung des Einen zu seinem Eigentum macht, nicht im Sinne von Besitz, sondern im Sinne von Kindern, Erben. Wir sind uns in jedem Schritt einer überströmenden Gnade bewusst – aus Liebe geschenkt, nicht erworben – überströmend in dem Sinne, dass sie aus uns heraus in die uns umgebende Welt strömt. Das ist eine Kraft, die von außen – von Gott – in uns hineingelegt wurde, die in jeder Minute, mit jedem Atemzug erneuert wird und die wir nicht aus eigener Kraft lenken können, sofern wir wahrhaft Nachfolger Christi sind. Gerade aus diesem Blickwinkel heraus erkennen wir, warum an der Spitze dieser Bewegung nur einer stehen kann, der Ursprung von allem. Gerade aus diesem Blickwinkel heraus wird deutlich, warum die Fixierung auf bestimmte Personen oder auf durch irgendein Kirchenrecht geregelte Ämter und Zeremonien vom eigentlichen Evangelium ablenken, ja, ab einem bestimmten Punkt ein anderes Evangelium verkünden, als jenes, das wir empfangen haben und täglich empfangen.

Auf diese einfache Wahrheit macht Paulus die Korinther aufmerksam. Wir – alle Christen – glauben an unsere Erlösung durch den Gekreuzigten, einen Mann, in dem die weltliche Klugheit nur einen Elenden sieht, der wie einer der schlimmsten Verbrecher am Kreuz, in jener Zeit die Strafe der Verdammten, endete. Vielleicht war dieser Mann (in den Augen der Welt) davor ein eloquenter, charismatischer Prediger, der durch sein Auftreten und sein Reden Menschen zu fesseln und zu begeistern verstand, vielleicht gar ein kluger Philosoph und – zur absolut falschen Zeit – ein sozialer Revolutionär, dessen Lehren heute noch bei Milliarden von Menschen verfangen und der deshalb für viele ein Vorbild ist, aber mehr auch nicht (obwohl das ja schon ziemlich viel wäre). Wir aber glauben darüber hinaus das, was die wissenschaftlich anerkannte Weltgeschichte über diesen Mann nicht offenbart: Er ist der, der uns als Sohn Gottes seit Anbeginn der Zeit angekündigt war, er ist der, der für unsere Sünden geopfert wurde, damit wir Frieden mit und in Gott hätten, er ist der, durch den Gott uns in dessen Auferstehung zeigte, dass dieser Frieden zwischen ihm und uns nun wiederhergestellt ist und auf ewig Bestand haben wird. Keine Klugheit der Welt kann uns dies zeigen, allein der Glaube lässt uns diese Wahrheit erkennen.

Diesen Gedanken vertieft Paulus in Kapitel 2. Er selbst habe doch nicht versucht, die Korinther durch kluge Rede zu überzeugen – die von den Griechen erfundene Rhetorik, die Argumentation, das kunstvolle Zerlegen eines Gedankens in Für und Wider war damals der letzte Schrei und wird bis heute als Werkzeug jeder Diskussion sehr geschätzt – er habe ihnen einfach von Jesus, dem Gekreuzigten erzählt. Seine Überzeugung läge nicht in geschickter Argumentation, sondern beruhe allein auf der Kraft Gottes. Was die Apostel und Missionare verkünden werde nicht durch Forschung ergründet, sondern durch den Geist Gottes offenbart. Der Geist der Welt (des „Fleischlichen“) könne nur die Welt verstehen. Nur der Geist, der aus Gott kommt, kennt Gott und kann zu uns sprechen über Gott. Der Geist der Welt macht uns klüger, der Geist Gottes gibt Erkenntnis zum Glauben.

Nicht aus Klugheit, sondern aus Glaube (in den Augen der Welt eine Torheit) rühmen wir uns unseres Herrn.

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