4. Mose 16 (4. + 5. Februar)

„Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten; und du sollst dich nicht gelüsten lassen nach dem Haus deines Nächsten, noch nach seinem Acker, noch nach seinem Knecht, noch nach seiner Magd, noch nach seinem Rind, noch nach seinem Esel, noch nach allem, was dein Nächster hat!“ (Dtn 5, 21)

Neid, Eifersucht, Gier, (krankhafter) Ehrgeiz – Das Begehren ist eine der schädlichsten Charakterschwächen des Menschen – weshalb ja auch das zehnte Gebot vor dem falschen Umgang mit den Verlockungen der Welt warnt. Auch in Kapitel 16 wird uns das wieder deutlich vor Augen geführt.

Korah, Dathan und Abiram aus dem Stamm der Leviten sind mit der Position, die Gott ihnen gegeben hat unzufrieden. Wir wissen, die Leviten sind von Gott für den Tempeldienst auserwählt, sie stehen also schon ganz weit oben in der Hierarchie, ihr Ansehen im Volk könnte kaum höher sein. Korah, der Anführer der Unzufriedenen, gehört sogar zu den Kahatitern, die beim Auf- und Abbau der Stiftshütte das Allerheiligste tragen dürfen – alle übrigen Israeliten würden sofort sterben, wenn sie es wagten, das zu berühren. Es gibt nur eine einzige Position, die vor Gott noch höher ist, das sind die Priester, also Aaron und seine Söhne.

Aber genau um diese Position geht es den dreien. Sie wollen Priester sein. Daher stürmen sie mit 250 Mann auf Moses und Aaron zu und beschuldigen sie, das übrige Volk, das ja auch heilig sei, um den Priesterdienst zu betrügen. Anders ausgedrückt: Sie werfen ihnen vor, die Verteilung der Aufgaben (siehe Kapitel 3), sei so gar nicht von Gott entschieden worden.

Moses weiß bereits, dass Gott dieses ständige Gemecker und Aufbegehren so satthat und dass dieser Aufruhr deshalb Ärger bedeutet. Darum fängt er gar nicht erst an zu diskutieren. In der Geste größter Demut – er wirft sich auf sein Angesicht – sagt er ihnen, sie sollen morgen mit ihren Räucherpfannen und entsprechendem Räucherwerk zur Stiftshütte kommen, dann werde Gott entscheiden. Doch Dathan und Abiram weigern sich. Stattdessen bezichtigen sie Moses der Lüge, des Betrugs, des Diebstahls und der Machtgeilheit. Das ist auch für den sanftmütigen Moses zu viel. Zum ersten Mal überhaupt bittet er Gott, sich seinem Volk NICHT zuzuwenden, ihr Opfer NICHT anzunehmen. Danach ordnet er an, dass Korah mit seiner Rotte morgen samt Räucherpfannen vor der Stiftshütte zu erscheinen haben. Er möchte morgen alle 250 Nasen mit ihren Räucherpfannen vor der Stiftshütte sehen!

Als diese am nächsten Morgen auftauchen, spricht Gott sein Urteil – es ist im wahrsten Sinne des Wortes vernichtend. Alles Volk soll sich von den Zelten Korahs, Dathans und Abirams abwenden, d.h. nichts von ihnen anrühren und sich entfernen. Moses kündigt an, dass sie nun sehen werden, dass Gott allein entscheidet, wer ihm wie dient und solchen Ungehorsam nicht duldet. Im nächsten Moment öffnet sich eine Erdspalte und die drei Familien stürzen mit Mann und Maus in das Feuer aus der Tiefe. Im übrigen Volk bricht bei diesem Geschehen verständlicherweise Panik aus. Die Lehren, die sie daraus ziehen sind aber gleich Null, wie die nächsten Kapitel zeigen werden.

Aus Szenen wie diesen schlossen die Kirchenfürsten des Mittelalters, dass jeder Mensch mit der Position zufrieden sein soll, in die er geboren wird. Das Kind eines Bauers wird Bauer, das Kind eines Königs wird König. Und natürlich herrscht nach Gottes Wille der König über den Bauer kraft eigener Willkür und der Bauer ist dem König gehorsam auch wenn in der Willkür des Fürsten kein Wille Gottes mehr erkennbar ist. Die einzige Möglichkeit aus diesem starren System auszubrechen war, Mönch oder Nonne in einem Kloster zu werden.

Das hat Gott so nicht gesagt! Er hat Pläne mit jedem einzelnen Menschen und stattet ihn mit entsprechenden Begabungen und Fähigkeiten aus. Wenn der Mensch auf Gott hört, wird er ihn auf die Position bringen, für welche er ihn gemacht hat. Es ist durchaus Gottes Wille, dass du das Beste aus den dir gegebenen Talenten machst. Was Gott nicht will, ist, dass du dich mit anderen vergleichst und sie um ihre Position, ihr Ansehen, ihre Macht, ihre Güter beneidest, dass du Dinge haben möchtest, die nicht für dich bestimmt sind. Warum? Das Streben nach weltlichen Dingen, nach immer mehr, das Messen an dem Erreichten, den Gütern anderer macht dich unfrei, bindet dein Herz an diese Welt. Um mit Gott Gemeinschaft zu haben, um dein Herz an Gott zu binden, muss dieses frei von weltlichen Zwängen sein.

Es ist ein platter Spruch aber so wahr: Gott hat dich als Original geschaffen – du solltest nicht als Kopie sterben.

„Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen?, oder: Was werden wir trinken?, oder: Womit werden wir uns kleiden? Denn nach allen diesen Dingen trachten die Heiden, aber euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles benötigt. Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden!“ (Mt 6, 31-33)

Nachtrag:

Warum dieser große Show-Down mit Erdspalte, Feuer und die ganze Sippe stürzt auf Nimmerwiedersehen in die Tiefe? Wäre es nicht ausreichend gewesen, sie wie Marjam mit Aussatz zu strafen oder sie – wie schon häufiger während dieser Wüstenwanderung vorgekommen – einfach tot umfallen zu lassen? Warum dieser Over-Kill?

Menschen, die mit der besonderen Position, die Gott ihnen zugeteilt hat nicht zufrieden sind. Menschen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, sich selbst verbessern wollen. Menschen, die mehr wie Gott sein wollen, als sie es schon sind. Kennen wir das nicht schon aus einer anderen Geschichte?

Richtig! Im Grunde geht’s bei Adam und Eva um genau dasselbe. Sie sind nicht zufrieden, sie wollen (mehr) wie Gott sein – die Ursünde ist in der Welt. Die Folge: Verbannung aus dem Paradies und Trennung von der Gemeinschaft mit Gott. Genau das tun auch Korah und seine Rotte! Sie wiederholen damit die Ursünde und die Strafe darauf fällt entsprechend aus: Verbannung und Trennung von der Gemeinschaft mit Gott. Menschen, die sterben, können danach zu Gott kommen; die Bibel nennt das „zu ihrem Volk versammelt werden“. Korah und seine Rotte werden – für alle sichtbar! – ins (ewige) Feuer geworfen ohne keine Aussicht auf Versöhnung. Die Vorgehensweise Gottes ist hier eine eindringliche Warnung an alle: Du bist ein Kind der Sünde, nur ich kann dich retten. Stellst du dich gegen mich, kann dich niemand mehr retten.

Aus der Abteilung „sprechende Bilder“. Eben unter der Dusche tauchte plötzlich wieder diese Geschichte, Numeri Kapitel 16, auf – gleichzeitig und damit quasi im selben Kontext tauchte daneben die Schöpfungsgeschichte auf und fügten sich zu dem eben Geschilderten zusammen.

Num 16 >>

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