Das Gesetz ist für den Menschen! – Matthäus 19, 1 – 12 (1. März)

„Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten ihn: Ist es einem Mann erlaubt, aus irgendeinem Grund seine Frau zu entlassen?“ (Mt 19, 3)

Warum stellten die Pharisäer Jesus diese Frage? Sie kannten die Schrift natürlich sehr gut und wussten: Egal, was Jesus hier antwortet, sie hätten eine Regel aus der Tora, die dieser Antwort widersprach.

Wendet er das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ an – und da steht nichts von einer Entlassungsurkunde und aus der Schöpfungsgeschichte wissen wir auch, dass es keinen Notausgang aus einer Ehe gibt – so gibt es im Gesetz die Regelung, wie eine Frau aus der Ehe entlassen werden kann.

Wenn sich Jesus aber gleich auf diese Regelung beriefe, so würde eben die Schöpfungsgeschichte dem widersprechen.

Jesus entscheidet sich für die Schöpfungsgeschichte, in der geschrieben steht, dass Mann und Frau ein Fleisch werden. Man muss sich das wie ein halbes Glas Wasser vorstellen. Schüttet man noch ein weiteres halbes Glas Wasser dazu, so ist das ein Wasser – man kann die beiden Wasser nicht mehr voneinander trennen.

Natürlich bringen sie hier die Regelung des Moses mit den Entlassungspapieren ins Spiel, so dass Jesus sich mit dem berühmtesten und wichtigsten Propheten des Volkes Israel anlegen muss.

Und Jesus erklärt den Pharisäern, dass dies ins Gesetz aufgenommen wurde, weil ihre Herzen so hart seien und Gott ihnen keine Pflichten auferlegen wolle, die sie gar nicht erfüllen könnten. Auch im Zeitabschnitt des Gesetzes geht also Gott den Menschen bereits nach. Ehe sich zwei Menschen an die Gurgel gehen, damit einer den anderen loswird, ist es besser, dass man sich trennt, denn Gott will, dass wir leben und er will auch, dass wir glücklich sind.

Das Gesetz ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für das Gesetz!

Es ist natürlich klar, dass Jesus hier den Pharisäern ins taube Ohr spricht.

Trotzdem gilt und das fügt Jesus hier noch an: Scheidung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Und somit ist jede Wiederverheiratung Ehebruch und damit Sünde. Natürlich finden auch geschiedene Wiederverheiratete dank des Opfers Jesu heute Vergebung dieser Sünde und wenn sie wieder eine Liebe finden, so wird Gott diese sicherlich auch gerne segnen. Für einen Christen bedeutet das Scheitern einer Ehe aber eine Zäsur, es ist das Ergebnis eines vorangegangenen Versagens, die Sünde begann also schon vorher. Daher wird ein Christ bei Eheproblemen niemals die Scheidung als Musterlösung betrachten, sondern als Schlusspunkt einer nicht mehr korrigierbaren Ausnahmesituation und einen geistlich-seelischen Notfall. Und genauso wird es auch die Gemeinde sehen – als Notfall, der keine richtige Lösung mehr hatte und bei dem nur die Wahl zwischen zwei Übeln bestand.

Dann gibt Jesus hier noch auf die Frage von Petrus den Hinweis, dass es für manchen vielleicht besser wäre, nicht zu heiraten. Es ist wichtig festzustellen, dass Jesus hier die Möglichkeit anspricht, dass diese Entscheidung in bestimmten Situationen die bessere sei. Er definiert kein Pflicht-Zölibat für irgendeine Gruppe, er verlangt nur, dass man das eben gründlich prüft, ehe man einen Ehe eingeht.

Und trotzdem und weil eben das Gesetz für den Menschen gemacht ist, steht der Wunsch zu lieben und geliebt zu werden über allen anderen Pflichten. Die Bibel sagt, wer im Kleinen verlässlich ist, der ist auch im Großen verlässlich und wer im Kleinen unzuverlässig ist, der ist auch im Großen unzuverlässig. Ich möchte das in diesem Kontext so formulieren: Wer einen Menschen lieben kann, der kann auch seine Nächsten lieben. Wenn ein Mensch nicht einen anderen lieben darf (weil ein Gesetz dagegenspricht), dann kann er auch alle seine Nächsten nicht lieben. Und das kann niemals Gottes Wille sein!

Matthäus 19, 1 – 12 >>